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Lot 3468* - A187 PostWar & Contemporary - Samstag, 08. Dezember 2018, 14.00 Uhr

ANNE LOCH

(Minden 1946–2014 Promontogno)
Ohne Titel. 1986.
Acryl auf Leinwand.
155 x 280 cm.


Wir danken Herrn André Born, Nachlass Anne Loch, für seine freundliche Unterstützung.

Provenienz: Mitte der 1980er Jahre direkt vom heutigen Besitzer bei der Künstlerin erworben, seitdem Privatsammlung Deutschland.

„Oft denke ich, ein Psychiater würde ganz viele Gründe haben, warum ich so lebe, wie ich lebe. Warum ich mit dieser Liebe lebe, zum Beispiel, ich würde das Leiden lieben oder sonst was. Mir sind schon so viele Erklärungen gesagt worden. Aber ausserhalb der Analyse gibt es noch etwas Anderes: Das sind die Momente der Wahrheit, und die zu fühlen, das kann nur ich. Und die Entscheidung zu treffen, das kann auch nur ich.“ (Anne Loch, Tagebuch, Juni 1990)

Die Wahlschweizerin Anne Loch polarisiert in ihren Werken ebenso wie in ihrem Leben, welches durch häufige Ortswechsel und selbstgewählte Isolation geprägt ist. Vordergründig erscheint ihre Motivwahl traditionell. Berglandschaften, Kühe und Blumenstillleben erinnern eher an die gutbürgerliche Stube als an Aufbruch, Abgrenzung und Abgründe. Und dennoch tritt in ihrem Malstil genau das zu Tage. Ihre schnelle, expressive Linienführung, die dunkle, von Brauntönen dominierte Farbpalette und die bühnenhaften Hell-Dunkelkontraste zeigen ihre künstlerische Heimat.

Als Meisterschülerin von Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie in den 1970er Jahren verankert sie sich Anfang der 1980er Jahre in der Rheinländischen Kunstszene. Monika Sprüth eröffnet 1983 in der Kölner Altstadt ihre erste Galerie für Frauen, und Anne Loch gehört neben Rosemarie Trockel, Jenny Holzer, Barbara Kruger und Cindy Sherman zu den Künstlerinnen, die die Galerie vertritt. In den folgenden Jahren feiert Loch fulminante Erfolge mit den Neuen Wilden um Martin Kippenberger. 1988 jedoch kehrt Anne Loch dem Kunstbetrieb im Rheinland überraschend den Rücken und zieht in die Schweiz, um sich ganz ihrer Malerei zu widmen. Sie sucht hier nicht die Idylle wie viele ihrer Künstlerkollegen, die ins malerische Hotel Waldhaus in Sils im Engadin ziehen, sondern sucht sich Thusis als Arbeits- und Wohnstätte aus, einen funktionalen Durchgangsort.

Loch malt Landschaftsbilder schon lange bevor sie beschliesst in die Alpenregion zu ziehen. Sie strebt nicht nach einer mimetischen Wiedergabe der Landschaft und Natur, sondern sucht das Gefühl der Sehnsucht und des Schmerzes in der Landschaftsbetrachtung. Die Malerin bedient in ihrer Darstellung einer Alpenlandschaft mit Bergsee keinen platten Realismus, sondern changiert gekonnt zwischen Vertrautheit und Verfremdung, reiner Schönheit und deren Abgrund. Und genau in dieser Zwischenzone werden die Bilder ungemütlich, fast unbehaglich, haben einen beunruhigenden Unterton. Neben der schieren Grösse der Bilder, ihrer physischen Wucht und Präsenz, ist es die düstere Farbigkeit, die den Werken etwas Unheimliches verleiht. Die einzelnen Bildelemente, wie der dominierende Bergsee oder die Kühe mit starken Schlagschatten, scheinen losgelöst von ihrer Umgebung als autonome Komponenten in der Komposition. Mehr oder weniger belebt lassen diese Elemente Anklänge an die Figur des Sandmanns von E.T.A. Hoffmann entstehen. Das Unheimliche im Freud’schen Sinne ist das Fremdwerden des Vertrauten, etwas das zugleich vertraut und unvertraut ist wie die hier dargestellte Berglandschaft oder Kuhherde (Los 3469). Dabei vollzieht die Künstlerin meisterhaft den Bruch mit dem traditionellen Genre, knackt festgefahrene Seegewohnheiten und schafft Raum für eine neue Wahrnehmung.

CHF 2 000 / 3 000 | (€ 2 060 / 3 090)

Verkauft für CHF 20 900 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr